06.03.10

Gesamtkirchengemeinderat trifft Zukunftsentscheidung

Der Neubau des Hospitalhofs beschäftigt die Evangelische Gesamtkirchengemeinde Stuttgart-Mitte weiterhin. Nachdem im letzten Jahr wichtige Beschlüsse für das Veranstaltungsgebäude gefasst wurden, kommt nun der marode Verwaltungsbau in den Blick. Er soll gemeinsam mit dem Veranstaltungsgebäude in Angriff genommen werden.

Tagung des Gesamtkirchengemeinderats / Foto: Schweizer

So sieht es ein Beschluss vor, den der Gesamt-kirchengemeinderat Stuttgart am 6. März gefasst hat. Wenn der Kran nur einmal anrücken muss, spart das bare Münze. Ein Architekturbüro hat im Auftrag der Gesamtkirchengemeinde ermittelt, welche Vorteile die Zusammenlegung der beiden Bauabschnitte bringt. Ergebnis: Die Architekten gehen von einer Ersparnis von rund zwei Millionen Euro und von einer um 16 Monate kürzeren Bauzeit aus. Der Abriss des fünfzig Jahre alten Verwaltungsgebäudes in der Gymnasiumstraße und anschließende Neubau wird auf zehn Millionen Euro geschätzt. Würde er erst später verwirklicht, wären mindestens zwölf Millionen fällig. Das Veranstaltungsgebäude soll wie berichtet mit 7,9 Millionen Euro zu Buche schlagen.

Kirchenpfleger Hermann Beck, Chef der Verwaltung der evangelischen Gesamtkirchengemeinde, sagte: „Unser Bürogebäude ist marode. Wir hatten allein fünf Schäden im Abwassersystem in den letzten zwei Jahren. Man muss jeden Tag damit rechnen, dass wieder was passiert.“ Die Heiz- und Dämmtechnik des Gebäudes sei auf dem Stand der 1960er-Jahre. Und Helmut A. Müller, Leiter des Bildungszentrums im Hospitalhof, berichtet: „Hier bleiben regelmäßig Aufzüge stecken, die Heizung fällt aus, und in meinem Büro läuft Abwasser die Wände runter.“

Gebäude erhalten käme am Ende teurer

 

Ein Kirchengemeinderat plädierte angesichts knapper Kirchenfinanzen dafür, den Neubau dennoch aufzuschieben. Stadtdekan Hans-Peter Ehrlich erwiderte: „Das haben wir gründlich geprüft. Dann müssten wir den Altbau sanieren, das käme uns am Ende deutlich teurer.“ Und Kirchengemeinderat Harald Graf rief die Verwaltungsmitarbeiter ins Gedächtnis, die tagtäglich in das betagte Gebäude kommen: „Wir haben eine Fürsorgepflicht für sie. Die gebietet es, ihnen gute Arbeitsplätze zu verschaffen.

Beck: "Es geht um die Verantwortung gegenüber künftigen Generationen"

 

Kirchenpfleger Hermann Beck erinnerte an die gemeinsam verabredete Immobilienkonzeption der Gesamtkirchengemeinde aus dem Jahr 2005: „Wir haben gesagt: Dieser Hospitalhof ist ein kirchliches Gebäudeensemble mit Leuchtkraft, das wollen wir haben und erhalten.“ Es gehe auch um die Verantwortung gegenüber künftigen Generationen: „Unterlassene Sanierungen und aufgeschobene Entscheidungen bedeuten verdeckte Schulden und belasten künftige Generationen.“ Beck versicherte, dass die Finanzierung des Neubaus nicht zulasten des kirchlichen Lebens in den Gemeinden geht: „Das sind unterschiedliche Finanzkreise. Die Zuweisung von Kirchensteuern an die Gemeinden ist unabhängig davon, ob wir hier bauen.“ Die Gesamtkirchengemeinde könne zudem einen großen Anteil der Zukunfts-Investition aus ihren Rücklagen finanzieren. Baubeginn sei frühestens im Herbst 2011.

Der Gesamtkirchengemeinderat beauftragte das Architekturbüro Lederer, Ragnarsdottir und Oei, die Planungen für den neuen Hospitalhof voranzutreiben.

Zur Gesamtkirchengemeinde Stuttgart gehören 22 Kirchengemeinden zwischen Botnang und Gaisburg, Killesberg und Weinsteige mit insgesamt rund 55.000 evangelischen Gemeindegliedern.