12.03.12

Dialog zwischen den Religionen stärken

Am 10. März, dem Tag des jüdischen Purimfestes, hat sich der Gesamtkirchengemeinderat Stuttgart mit dem Thema „Gespräch zwischen Juden, Christen und Muslimen in Stuttgart“ beschäftigt. Die beiden Experten, Heinrich Georg Rothe, Islambeauftragter der Landeskirche, und Dr. Michael Volkmann vom Pfarramt für das Gespräch zwischen Christen und Juden betonten unisono die Bedeutung des interkulturellen Dialogs.

In Stuttgart leben 60.000 Muslime. Sind wir fitt für den Dialog? (c) fotolia

Dabei sei der Respekt vor den Glaubensgrundsätzen des Anderen eine Grundvoraussetzung, um einen kritisch-konstruktiven Diskurs führen zu können. Damit ein Austausch tatsächlich gelinge, müsse man sich auf Augenhöhe begegnen, erklärten die beiden Theologen.

 

Dialog in den kirchlichen Alltag bringen

 

Wohl hätten die Kirchen anerkannt, dass das Christentum unlöslich mit dem Judentum verbunden ist, erklärte Dr. Volkmann. Nun müsse jedoch noch daran gearbeitet werden, den jüdisch-christllichen Dialog stärker in den kirchlichen Alltag einzubringen, fügte der Theologe an. Er sprach sich dafür aus, mehr Kenntnisse des Judentums in die Ausbildung der Theologen und in die tägliche Arbeit der Haupt- und Ehrenamtlichen der Gemeinden einfließen zu lassen und die israelitische Religionsgemeinschaft in Württemberg verstärkt, auch finanziell, zu unterstützen.


Rothe: "Ich renne bei Muslimen offene Türen ein"

 

„Können wir Gastfreundschaft anbieten, und sind wir fit für ein interreligiöses Miteinander?“, fragte Pfarrer Rothe. Angesichts von mindestens 60 000 in Stuttgart lebender Muslime müsse  darüber nachgedacht werden, wo die Kirche als Arbeitgeber stehe. Pfarrer Rothe berichtete über eine große Dialogbereitschaft seitens der muslimischen Glaubensgemeinschaften. „Ich renne da offene Türen ein“, erklärte er.


"Seriöse Mission: nie die Schwäche des anderen ausnutzen"

 

Gefragt nach der Aufgabe der  Mission betonte er, dass es stets um einen respektvollen Umgang mit dem Glauben des Gesprächspartners gehen müsse. „Zu seriöser Mission gehört, dass man nie die Schwäche des anderen ausnutzt“, so der Islamexperte.  
In Stuttgart gibt es in den einzelnen evangelischen Kirchengemeinden eine ganze Reihe Projekte, die sich dem interreligiösen Dialog widmen, und die damit auch sehr gute Erfahrungen machen.

 

Eines davon ist das „Stuttgarter Lehrhaus“, zu dessen Gründern das Ehepaar Blickle und Meinhard Tenné gehören, ehrenamtlicher Geschäftsführer ist  Dr. Volkmann. Die Stiftung besteht seit 2010 und ist im Stuttgarter Paul-Gerhardt-Gemeindzentrum ansässig. Mit Vorträgen und Seminaren fördert sie den interreligiösen Dialog zwischen Juden, Muslimen und Christen.