16.10.08

„Zäher Verhandlungspartner“ und "Sprachrohr der Armen"

Über 400 Mitarbeitende und Weggefährten sind in den großen Saal des Hospitalhofs gekommen, um sich von Diakoniepfarrer und Vesperkirchen-Initiator Martin Friz zu verabschieden. „Du hast Diakoniegeschichte geschrieben in Stuttgart und in der Landeskirche“, würdigte Stadtdekan Hans-Peter Ehrlich den Pfarrer.

Ein Händedruck zum Abschied - Martin Friz geht / Bild: Schweizer

Friz hatte ab 1989 das Diakoniepfarramt aufgebaut. Mit seinem vielfältigen Einsatz für Flüchtlinge, Arme, für die Diakoniestation Stuttgart und die Gemeindediakonie habe Friz das kirchliche Leben in der Landeshauptstadt geprägt und sei „das mahnende Gewissen in den Gremien der Gesamtkirchengemeinde Stuttgart“ gewesen, so Ehrlich weiter.


„Wenn es um die Lebensumstände von Bedürftigen und Armen ging, waren Sie ein zäher Verhandlungspartner“, sagte Stuttgarts Sozialbürgermeisterin Gabriele Müller-Trimbusch. In der Vesperkirche sei Friz präsent gewesen „als Seelsorger, aber auch als Geschäftsmann und Konfliktmanager“. Bewusst habe Friz die Vesperkirche im Herzen der Stadt installiert, damit „wir hinsehen und die Armut in unserer Stadt wahrnehmen“. Im Rathaus sei Friz geschätzt als „wichtiges Sprachrohr für die Armen und Bedürftigen“ und als „Mann der Tat“. Dabei sei er nicht immer diplomatisch aufgetreten, sondern auch „widerborstig“ – eine Tatsache, die der Bürgermeisterin ein anerkennendes „gut so, Martin!“ entlockte.


„Spätestens im Herbst 1989, als es darum ging, viele DDR-Flüchtlinge unterzubringen, war klar, dass dieses Diakoniepfarramt kein Ort sein kann, an dem die Kirche noch einmal Papiere verfasst“, erläuterte Martin Friz sein Programm. Friz weiter: „Wir wollten nicht über die Menschen reden, sondern mit den Menschen – sie nicht als ‚Fälle’ behandeln, sondern von Gott geliebten Geschöpfen begegnen.“ Im Rückblick ist Friz glücklich darüber, dass „ich  als Diakoniepfarrer beruflich meine Überzeugungen leben konnte“. Seiner Nachfolgerin Karin Ott wünschte er „gutes Gelingen und Gottes Segen“.


Musikalisch wurde die Feier von Chanson-Sängerin Sandra Hartmann und Komponist und Pianist Peter Schindler gestaltet. Sie präsentierten Auszüge aus ihrem Mörike-Programm „Rosenzeit“, mit dem sie auch schon in der Reihe „Kultur in der Vesperkirche“ zu hören war.


Übrigens: Die Vesperkirche geht weiter. Die nächste Vesperkirche mit Diakoniepfarrerin Karin Ott startet am 18. Januar 2009.