27.05.13

Gute Erfahrungen mit Ehrenamtlichen in der Krankenhausseelsorge

Neuer Kurs startet - Infoabend am 7. Juni in Stuttgart-West.

Zeit füreinander haben, ein offenes Ohr für die Sorgen und Anliegen der Mitmenschen, das ist schon im Alltag ein wertvolles Gut. Viel mehr noch im Krankenhaus. Oft ist das Gegenteil der Fall. Zeit ist knapp, Ärztinnen, Ärzte und Pflegepersonal stehen unter großem Termindruck.

Die Verantwortlichen der evangelischen und der katholischen Krankenhaus-Seelsorge haben sich deshalb etwas Neues einfallen lassen. Gemeinsam gewinnen und schulen sie ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Mit deren Unterstützung kann das Seelsorge-Angebot an verschiedenen Stuttgarter Krankenhäusern ausgebaut werden. Neben den „Grünen Damen und Herren“ ist dies ein weiteres Feld für ehrenamtliches Engagement im Krankenhaus.

Im Sommer 2012 beendete eine erste Gruppe mit neun ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und einem Seelsorger ihre Ausbildung. Die Ehrenamtlichen unterstützen seither einmal wöchentlich die Seelsorge an verschiedenen Standorten des Klinikum Stuttgart, außerdem im Diakonieklinikum, im Robert-Bosch-Krankenhaus und im Krankenhaus des Roten Kreuzes. „Wir machen damit gute Erfahrungen“, berichtet die leitende evangelische Krankenhaus-Pfarrerin Irmtraud Ahlers. Deshalb wird nun ein zweiter Kurs angeboten, von September 2013 bis April 2014. Am 7. Juni um 18.30 Uhr ist im Gemeindezentrum Rosenbergkirche (Rosenbergstraße 92 in Stuttgart-West) ein Informationsabend für Interessierte.

„Je mehr wir medizinisch können, desto komplexer werden die Herausforderungen“, sagt Dr. Marion Daum. Die Oberärztin ist im Klinikum Stuttgart beratende Ärztin für die Betreuung von sterbenskranken Menschen (Palliativ Care). Viele Patientinnen und Patienten leiden nicht nur unter einer Krankheit, sondern bringen eine Vielzahl von Belastungen mit. Daun freut sich deshalb über Ehrenamtliche, die ihre Zeit für Gespräche am Krankenbett zur Verfügung stellen: „Es ist schön, dass sich nicht nur Profis um Schwerkranke kümmern. Das Bürgerschaftliche Engagement in diesem Bereich signalisiert: Tod, Krankheit und Leiden haben mit unserem Leben zu tun, wir schieben diese Themen nicht in Heime am Stadtrand ab.“

 

Einmal pro Woche wird Gisela Schweizer aus Kirchheim zur ehrenamtlichen Seelsorgerin


Gisela Schweizer aus Kirchheim ist eine der ehrenamtlichen Seelsorgerinnen. Einmal pro Woche fährt die 63-Jährige aus Kirchheim/Teck zum Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus. Ihr Einsatzgebiet ist die gynäkologische Station. Dort gibt es schwer krebskranke Patientinnen, aber auch Frauen mit Schwangerschaftsproblemen. „Manchmal führe ich nur drei oder vier intensive Gespräche an einem Tag, manchmal kann ich jedes Zimmer meiner Station besuchen“, berichtet sie aus ihrem Alltag. Im Krankenhaus stelle sich vielen Menschen die Frage: „Was ist wirklich wichtig?“ Dann will Gisela Schweizer keine vorschnellen Antworten geben. „Die Patientinnen müssen selbst drauf kommen, was ihnen wichtig ist. Aber ich kann ihnen dabei helfen, indem ich gut zuhöre“, sagt Schweizer.

Mit einem halbjährigen Kurs wurde sie auf ihren Einsatz vorbereitet. Da ging es beispielsweise um eigene Erfahrungen mit Krankheit und Tod, um die Rolle als ehrenamtliche Seelsorgerin und darum, wie sich der Krankenhausalltag für Patientinnen und Patienten anfühlt. Die Ehrenamtliche ist einer Krankenhaus-Pfarrerin als Mentorin zugeordnet. Mit dieser und den anderen evangelischen und katholischen Krankenhaus-Seelsorgern kann sie über ihre Begegnungen sprechen. Schweizer hat sich angewöhnt, am Ende ihres Seelsorgetages in die Krankenhauskapelle zu gehen. „Da denke ich noch mal über alles nach und kann es abgeben“, sagt sie.

Neuer ökumenischer Kurs für Ehrenamtliche in der Krankenhausseelsorge, September 2013 bis April 2014. Am 7. Juni um 18.30 Uhr ist im Gemeindezentrum Rosenbergkirche (Rosenbergstraße 92 in Stuttgart-West) ein Informationsabend für Interessierte.