28.02.15

Rat der Religionen: erstes Treffen im Mai

Nach dem Anschlag auf die Redaktion von Charlie Hebdo in Paris hätte sich Stadtdekan Søren Schwesig eine rasche öffentliche und gemeinsame Reaktion von Vertretern unterschiedlicher Religionen erwünscht. Denn „Religion ist in ihrem Kern nicht trennend, sondern Verständigung und Begegnung“, ist er überzeugt. Volle Unterstützung hat er von seinem katholischen Amtskollegen Christian Hermes. Nun wird auf Initiative der beiden für Stuttgart ein „Rat der Religionen“ ins Leben gerufen.

Das ist zwar nicht Stuttgart, passt aber zum Thema: Kirche, Moschee und Synagoge sind auf gute Nachbarschaft angewiesen. [Bild: Fotolia]

Die beiden Stadtdekane haben sich darauf geeinigt, dass zunächst solche Religionsgemeinschaften mit an Bord sind, die von ihrer Größe her wichtig für die Stadt sind. Eingeladen werden daher zunächst acht Glaubensgemeinschaften: Neben der einladenden evangelischen und katholischen Kirche sind dies die griechisch-orthodoxe Kirche als zahlenmäßig größte Vertreterin aller christlich-orthodoxen Gemeinden, die Israelitische Religionsgemeinschaft sowie vier muslimische Gemeinden (die türkisch geprägten Ditib und VIKZ, die bosnische „Islamische Gemeinschaft“ und die Aleviten). Ein hochrangiger Vertreter der Stadt soll beratend teilnehmen. Pro Jahr sind zwei bis drei Treffen geplant, Sprecher aus den drei Religionen sorgen zwischen den Treffen für den Kommunikationsfluss und für Öffentlichkeitsarbeit.


Die eingeladenen Gruppen haben gemeinsam, dass sie dem Grundgesetz zustimmen und bereit sind, andere Religionen zu akzeptieren. Das ist Bedingung. Bei einem ersten Treffen im Mai „geht es ums Kennenlernen und um den Satzungsentwurf“, so Schwesig. Ziel sei, in der zweiten Jahreshälfte die Satzung zu verabschieden und mit der Arbeit zu beginnen.


Einmal im Jahr soll der Rat einen Tag der Religionen veranstalten, zu dem weitere Religionsgemeinschaften wie Buddhisten und Hinduisten eingeladen werden. Der Rat der Religionen soll vor allem pragmatische Fragen diskutieren. Etwa die Frage von religiösen Feiern an Schulen. Dass an staatlichen Schulen die Weihnachtsfeier abgesagt wird aus falsch verstandener Rücksicht auf Andersgläubige, ist für Stadtdekan Schwesig ein Armutszeugnis. Aber auch gemischtreligiöse Feiern sind für ihn keine gute Lösung. „Ich bin nicht für Vermischung. Dialog braucht Klarheit“, sagt er. Es gehe also darum, Wege zu finden, wie die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften zu Feiern einladen können.


Das Wichtigste hinter all diesen pragmatischen Fragen sei, „dass wir uns kennenlernen und Vertrauen schaffen“, so Schwesig. In Ulm und Frankfurt/Main mache man mit einem Rat der Religionen gute Erfahrungen. Dass beim Deutschen Evangelischen Kirchentag, der im Juni in Stuttgart stattfindet, der interreligiöse Dialog breiten Raum einnimmt, kommt ihm da sehr gelegen. Schwesig:„Ich freue mich, dass beim Kirchentag das Thema Religion sichtbar wird. Dass sichtbar wird, wie wir diskutieren und feiern. Wie evangelische Kirche sein kann, welche Kraft sie entwickelt.“